Die EU hat sich auf eine neue Führerscheinrichtlinie geeinigt – mit wichtigen Impulsen, aber auch kritischen Lücken. Der TÜV-Verband begrüßt Probezeit und Schulungen zu Assistenzsystemen, warnt jedoch vor dem Fehlen einer Null-Promille-Grenze, ausbleibenden Rückmeldefahrten ab 75 und dem geplanten Fahren ab 15 Jahren mit Pkw. |
Die vorläufige Einigung zwischen EU-Rat und EU-Parlament auf die vierte Führerscheinrichtlinie kommentiert Fani Zaneta vom TÜV-Verband wie folgt: „Die Einigung auf die neue EU-Führerscheinrichtlinie bringt Licht und Schatten – Fortschritte für die Verkehrssicherheit stehen neben verpassten Chancen. Ein starkes Signal ist die EU-weite Einführung einer zweijährigen Probezeit für alle neuen Fahrerinnen und Fahrer. Wer neu am Steuer sitzt, braucht klare Regeln und Orientierung – das schützt Leben. Auch die verpflichtende Schulung zu Fahrerassistenzsystemen ist ein Schritt nach vorn: Technik, die schützt, muss verstanden und beherrscht werden.“
Führerscheinrichtlinie braucht mehr Mut zur Sicherheit „Die neue Richtlinie bringt zwar wichtige Impulse – doch an entscheidenden Stellen fehlt der Mut zur Konsequenz. Wenig nachvollziehbar ist, dass die ursprünglich geplante Null-Promille-Grenze für Fahranfänger gestrichen wurde. Gerade in einer Zeit, in der Ablenkung und Alkohol am Steuer zu den Hauptursachen schwerer Unfälle zählen, wäre eine europaweit einheitliche Regel ein klares und konsequentes Signal gewesen.“ Seniorenmobilität stärken: TÜV fordert Rückmeldefahrten ab 75 „Die Entscheidung gegen verpflichtende Gesundheitschecks für ältere Verkehrsteilnehmende ist aus unserer Sicht nachvollziehbar – sie bringen nachweislich keinen relevanten Sicherheitsgewinn. Stattdessen braucht es wirksame und zugleich praxistaugliche Maßnahmen, um die sichere Mobilität älterer Menschen so lange wie möglich zu erhalten. Rückmeldefahrten ab 75 Jahren bieten hier einen konstruktiven Ansatz: Sie ermöglichen eine realistische Selbsteinschätzung, stärken das Sicherheitsbewusstsein und helfen, altersbedingte Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Mobilität im Alter ist mehr als reine Fortbewegung – sie steht für Selbstbestimmung, Teilhabe und Lebensqualität. Der TÜV-Verband spricht sich daher klar für die Einführung regelmäßiger Rückmeldefahrten aus.“ Pkw mit 15: Verkehrssicherheitsrisiko durch neue Führerscheinregelung „Ein weiteres Sicherheitsrisiko droht durch die geplante Regelung, bereits 15-Jährigen das Fahren mit bis zu 2,5 Tonnen schweren Pkw bei Tempo 45 zu erlauben. Wer Kinder in tonnenschweren Fahrzeugen unterwegs sehen will, ignoriert die Realität auf unseren Straßen. Die Risiken für ungeschützte Verkehrsteilnehmende, wie Fußgängerinnen und Radfahrer sind offensichtlich. Hier braucht es mehr Verantwortung und weniger Risiko-Romantik. Die Bundesregierung ist gefordert, bei der nationalen Umsetzung klare Kante für die Sicherheit zu zeigen.“ Über den TÜV-Verband: Als TÜV-Verband e.V. vertreten wir die politischen Interessen der TÜV-Prüforganisationen und fördern den fachlichen Austausch unserer Mitglieder. Wir setzen uns für die technische und digitale Sicherheit sowie die Nachhaltigkeit von Fahrzeugen, Produkten, Anlagen und Dienstleistungen ein. Grundlage dafür sind allgemeingültige Standards, unabhängige Prüfungen und qualifizierte Weiterbildung. Unser Ziel ist es, das hohe Niveau der technischen Sicherheit zu wahren, Vertrauen in die digitale Welt zu schaffen und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Dafür sind wir im regelmäßigen Austausch mit Politik, Behörden, Medien, Unternehmen und Verbraucher:innen. |
Datenreport zum Prüfungsgeschehen 2023
Prüfungsgeschehen 2023
Auch dieses Jahr stellte der TÜV in einer Pressekonferenz die Zahlen zum Prüfungsgeschehen des vergangenen Jahres vor. Als Journalist mit fachlichem Hintergrundwissen waren die Zahlen natürlich sehr interessant. Jedoch wird dabei vergessen das es zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit Fahrschulen erhebliche Misstände gibt.
Niemand bestreitet das es sinnvoll ist mit ‚qualitativ hochwertigen Prüfungen‘ zur allgemeinen Sicherheit der jungen Führerschein Inhaber beizutragen. Die Unfallzahlen hierzu belegen dieses. Ist es vielleicht aber auch ein Verdienst der Fahrschulen die moderner und effizienter Ausbilden?? Sicherlich gibt es auch hier Unterschiede in den Prüfungserfolgen. Eventuell aber auch bedingt durch eine mangelnde Vorausbildung, sowohl im Bereich Theorie und Praktischer Ausbildung…
Immer wieder wird auf die steigenden Durchfallquoten hingewiesen und den Fahrschulen teilweise der schwarze Peter zugeschoben. Wohin geht bei Prüfungen der Trend? Kommen wir immer mehr in den Berich von ‚Tablet Prüfungen‘, Punkt für Punkt in genau der Reihenfolge eines Systemeintrags abzuarbeiten? Oder sollte der gesunde Menschenverstand und der ganzheitliche Eindruck einer Prüfung nicht erheblich mit entscheiden?
Zahlen zu präsentieren ist auf jeden Fall eine informative Quelle. Jedoch sollte dabei etwas mehr gemeinschaftlich darauf geschaut werden. Warum kommt es zu den kürzlichen Fahrschulstreiks in Ludwigsburg vor dem TÜV?? Weil alles so gut läuft beim TÜV?? Eine reine ‚Beweihräucherung‘ führt meiner Meinung nach nicht zum Ziel. Berny
TÜV Pressemitteilung:
Aktueller Datenreport zum Prüfungsgeschehen im Jahr 2023: Fast 2 Millionen theoretische Führerscheinprüfungen. Negativrekord beim Anteil nicht bestandener Theorieprüfungen. TÜV-Verband: Fahrausbildung weiter-entwickeln und Verkehrserziehung stärken. |
Die Zahl der Fahrprüfungen in Deutschland ist auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Im Jahr 2023 haben die Technischen Prüfstellen bundesweit rund 1,97 Millionen theoretische Prüfungen durchgeführt – etwa 150.000 mehr als im Vorjahr (plus 8 Prozent). Auch die Zahl der praktischen Prüfungen ist 2023 leicht gestiegen. Insgesamt wurden rund 1,77 Millionen praktische Prüfungen abgenommen, ein Plus von 1 Prozent zum Vorjahr. Das zeigen aktuelle Daten des TÜV-Verbands auf Grundlage von Erhebungen der „TÜV | DEKRA arge tp 21“. „Der Run auf den Führerschein ist ungebrochen“, sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. „Das Prüfungssystem hält diesem Ansturm stand und beweist angesichts der Rekordzahlen seine Leistungsfähigkeit.“ Laut dem aktuellen Datenreport haben 42 Prozent der Fahrschüler:innen die theoretische Prüfung im Jahr 2023 nicht bestanden – ein neuer Negativrekord. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Durchfallquote um 3 Prozentpunkte gestiegen, im langfristigen Vergleich zum Jahr 2014 sogar um 10 Punkte. In der praktischen Fahreignungsprüfung lag die Durchfallquote im Jahr 2023 bei 30 Prozent – ein Plus von 4 Prozent im Vergleich zu 2014. „Für die Fahrschüler sind nicht bestandene Prüfungen eine enorme Belastung – finanziell und mental“, sagt Goebelt. „Hinzu kommt: Die hohen Nichtbestehensquoten belasten das Prüfsystem. Jede nicht bestandene Fahrprüfung muss wiederholt werden und bindet Prüfkapazitäten.“ Von den insgesamt 1,97 Millionen Theorieprüfungen im Jahr 2023 waren rund 720.000 Wiederholungsprüfungen – ein Anteil von 37 Prozent. Bei den praktischen Prüfungen lag der Anteil der Wiederholungen bei 25 Prozent oder rund 436.000 Prüfungen. „Mehrfaches Scheitern ist eher die Regel als die Ausnahme“, sagt Goebelt. Die Nichtbestehensquote bei den theoretischen Wiederholungsprüfungen liegt bei 54 Prozent (zum Vergleich 2014: 45 Prozent) und bei den praktischen bei 40 Prozent (2014: 32 Prozent). „Wollen wir diese Entwicklung stoppen, müssen wir die Qualität der Fahrausbildung durch moderne Lernmethoden und eine gezielte Prüfungsvorbereitung verbessern“, sagt Goebelt. „Darüber hinaus müssen wir früher ansetzen und die Mobilitätserziehung in den Schulen ausbauen.“ In den vergangenen Jahren wurde die praktische Fahrprüfung modernisiert. Ein wesentliches Element war die Einführung des digitalen Prüfprotokolls. Goebelt: „Insbesondere bei nicht bestandenen Prüfungen können Fahrschüler von der Leistungsbeurteilung profitieren, wenn diese Protokolle konsequent mit den Fahrausbildern ausgewertet werden.“ Unterschiedliche Prüfungsleistungen in den Pkw-Klassen Der größte Anteil der Fahreignungsprüfungen entfällt auf die Klasse B (ohne BE und BF17). Mehr als die Hälfte aller theoretischen Prüfungen erfolgten in dieser Pkw-Klasse (53 Prozent). Mit 1,04 Millionen theoretischen Prüfungen verzeichneten die Technischen Prüfstellen in der Klasse B einen neuen Spitzenwert. Die Zahl der praktischen Prüfungen lag mit rund 835.000 auf Vorjahresniveau. „Bei den Theorieprüfungen verzeichnen wir bei den Durchfallquoten einen neuen Negativrekord. Fast jede zweite theoretische Prüfung in der Klasse B wurde nicht bestanden (49 Prozent) – ein Plus von 3 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Bei den praktischen Prüfungen lag die Durchfallquote in der Klasse B bei 42 Prozent – im Vorjahr lag die Quote bei 43 Prozent. Das begleitete Fahren ab 17 ist weiterhin beliebt: In der Klasse BF17 sind im Jahr 2023 rund 519.000 Theorieprüfungen und rund 443.000 praktische Prüfungen abgenommen worden. Die jüngeren Pkw-Fahrschüler:innen sind seltener durch die Führerscheinprüfung gefallen: Bei der Theorieprüfung lag die Durchfallquote im Jahr 2023 bei 38 Prozent, 11 Prozentpunkte niedriger als in der Klasse B. Auch in der praktischen Prüfung waren die Leistungen der jüngeren Führerscheinanwärter:innen besser: Die Nichtbestehensquote bei den praktischen Prüfungen in der Klasse BF17 betrug 26 Prozent. Die Quote ist seit Jahren weitgehend konstant. Lkw-Fahrer:innen: Mehr Prüfungen und konstante Leistungen Für das Jahr 2023 meldeten die technischen Prüfstellen rund 122.000 theoretische und rund 121.000 praktische Prüfungen in den Klassen C1/C1E/C/CE. Damit bleiben die Prüfungszahlen in den Lkw-Klassen auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Über die vergangenen zehn Jahre ist in diesen Klassen ein konstantes Wachstum zu beobachten – die Prüfungszahlen haben seit 2014 um etwa 40 Prozent zugenommen. Die Berufsfahrer:innen zeigen bei den Fahreignungsprüfungen zuverlässig gute Leistungen. In den C-Klassen lag die Durchfallquote bei 16 Prozent in der theoretischen und bei 14 Prozent in der praktischen Prüfung. Personenbeförderung: Kräftiger Anstieg der Prüfungszahlen In den „Bus-Klassen“ D1/D1E/D/DE, die für die Beförderung von mehr als acht Personen erforderlich sind, gab es einen kräftigen Anstieg der Prüfungszahlen. Die Zahl der theoretischen Prüfungen in allen D-Klassen ist im Jahr 2023 um 31 Prozent auf rund 13.000 gestiegen. Die Zahl der praktischen Prüfungen ist um 30 Prozent auf rund 15.500 gewachsen. In den Klassen D wurden 19 Prozent der theoretischen und 21 Prozent der praktischen Prüfungen nicht bestanden. „Die steigenden Prüfungszahlen in der Personenbeförderung sind erfreulich, weil sich in diesem Sektor ein zunehmender Fahrermangel abzeichnet“, sagt Goebelt. Gerade mit Blick auf die wachsende Bedeutung des öffentlichen Personennahverkehrs sei es notwendig, dass ausreichend Fahrer:innen zur Verfügung stehen. Qualität der Fahrausbildung verbessern „Die unabhängigen Prüfstellen sichern ein flächendeckendes Angebot an Fahrerlaubnisprüfungen sowohl in Städten als auch in ländlichen Regionen“, sagt Goebelt. Angesichts der steigenden Durchfallquoten insbesondere bei den theoretischen Fahrprüfungen müsse jetzt der Fokus daraufgelegt werden, die Fahrausbildung zu stärken. Neben der Senkung der Nichtbestehensquoten geht es darum, die Fahrkompetenz der Fahranfänger:innen zu steigern und damit die Verkehrssicherheit insgesamt zu verbessern. „Elemente sind E-Learning-Angebote in der theoretischen Fahrausbildung, klare Vorgaben zum Ausbildungsverlauf, eine Lernstandsbeurteilung vor der Prüfung oder auch neue Lernmethoden wie Fahrsimulatoren“, sagt Goebelt. Ein entsprechendes „Ausbildungs- und Evaluationskonzept zur Optimierung der Fahrausbildung“ der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) liege bereits seit einigen Jahren vor. „Eine Fahrerlaubnisprüfung darf kein Schuss ins Blaue sein“, betont Goebelt. „Verbindliche Lernstandsbeurteilungen in der Fahrschule gewährleisten, dass mehr Fahrschüler bei der Prüfung erscheinen, die auch realistische Chancen auf ein Bestehen haben.“ So werden Prüfkapazitäten frei und die Prüfstellen entlastet. Aus Sicht des TÜV-Verbands muss die Verkehrserziehung insgesamt einen höheren Stellenwert bekommen. „Der Verkehr wird immer komplexer. Immer mehr Autos treffen auf immer mehr Fahrräder, E-Scooter, Lastenräder, Motorräder und den explodierenden Lieferverkehr“, sagt Goebelt. „Wir brauchen eine bessere Mobilitätsausbildung während der gesamten Schulzeit – von der Grundschule bis zur Oberschule.“ Aber auch die Eltern sind gefragt, Kinder bei der aktiven Teilnahme am Straßenverkehr zu unterstützen. Empfehlungen zur europäischen Führerscheinrichtlinie Der TÜV-Verband unterstützt die EU-Kommission bei den Plänen für die 4. Europäische Führerscheinrichtlinie. „Insbesondere eine europaweite Einführung des begleiteten Fahrens mit 17 sehen wir positiv“, sagt Goebelt. „Der Führerschein mit 17 ist ein deutsches Erfolgsprojekt und hat dazu beigetragen, das Unfallrisiko von Fahranfängern deutlich zu senken.“ Das jetzt auch in Pilotprojekten begleitetes Autofahren mit 16 Jahren möglich wird, sei positiv zu bewerten. Um eine sichere Teilnahme am Verkehrsgeschehen zu gewährleisten, sollten auch ältere Menschen intensiv in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit hinsichtlich Fahrkompetenz und Fahreignung aufgeklärt werden. Der TÜV-Verband empfiehlt regelmäßige Feedbackfahrten für Führerscheinbesitzer:innen ab 75 Jahren, so kann eine sichere Mobilität ein Leben lang erhalten werden. Auch die rasche Einführung eines EU-weit gültigen digitalen Führerscheins sei überfällig. Durch Einführung des digitalen Führerscheins kann der Verwaltungsaufwand in Behörden und Prüfstellen reduziert werden. Jetzt kommt es darauf an, dass die digitale Lösung im Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit robust und belastbar ist. Die vollständigen Daten und weitere Informationen sind hier abrufbar: https://www.tuev-verband.de/pressemitteilungen/neue-hoechststaende-bei-fuehrerscheinpruefungen-und-durchfallquoten www.tuev-verband.de/mobilitaet/mensch/fuehrerscheinerwerb Methodik-Hinweis: Den Datenreport zu den Fahrerlaubnisprüfungen 2023 erhebt die TÜV | DEKRA arge tp 21 GbR. Die vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) veröffentlichten Daten zum Fahrerlaubniswesen können im aktuellen Jahr wegen Nachmeldungen leicht abweichen. Über den TÜV-Verband: Als TÜV-Verband e.V. vertreten wir die politischen Interessen der TÜV-Prüforganisationen und fördern den fachlichen Austausch unserer Mitglieder. Wir setzen uns für die technische und digitale Sicherheit sowie die Nachhaltigkeit von Fahrzeugen, Produkten, Anlagen und Dienstleistungen ein. Grundlage dafür sind allgemeingültige Standards, unabhängige Prüfungen und qualifizierte Weiterbildung. Unser Ziel ist es, das hohe Niveau der technischen Sicherheit zu wahren, Vertrauen in die digitale Welt zu schaffen und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Dafür sind wir im regelmäßigen Austausch mit Politik, Behörden, Medien, Unternehmen und Verbraucher:innen. |
EU-Kommission – Führerschein Richtlinendiskussion
EU-Kommission legt Maßnahmenpaket zu der Reduktion von Straßenverkehrstoten bis 2050 und der Einführung eines digitalen Führerscheins vor. Sogenanntes Road Safety Package enthält Vorschläge zur Modernisierung der Führerscheinrichtlinie. TÜV-Verband und DEKRA verfassen gemeinsame Stellungnahme.
Die EU-Kommission hat mit dem Road Safety Package Vorschläge zur Modernisierung der Führerscheinvorschriften vorgelegt. Mit den neuen Vorschriften will die Kommission dem Ziel „Null Straßenverkehrstote“ bis 2050 näher kommen. Außerdem sollen Autofahrer:innen besser auf emissionsfreie Fahrzeuge und auf das Fahren in der Stadt vorbereitet werden. Darüber hinaus plant die Kommission die Einführung eines EU-weit gültigen digitalen Führerscheins. Die Pläne der EU-Kommission kommentiert Marc-Philipp Waschke, Referent Verkehrssicherheit, Fahrerlaubnis und Fahreignung beim TÜV-Verband:
„Grundsätzlich begrüßen wir die Vorschläge der Kommission zur Überarbeitung der EU-Führerscheinrichtlinie, einschließlich der Einführung eines unionsweit gültigen digitalen Führerscheins sehr. Das Road Safety Package hat das Potenzial, die Zahl der Verkehrstoten in Europa endlich nachhaltig im Sinne der Vision Zero zu reduzieren. Bei jährlich mehr als 20.000 Menschen auf europäischen Straßen sollte das oberste Priorität sein.“
„Viele der Maßnahmen, die nun EU-weit eingeführt werden sollen, sind in Deutschland bereits Praxis. Die Maßnahmen haben sich in Deutschland bewährt und konnten das Fahranfängerrisiko In den letzten zehn Jahren senken. Beispielsweise durch das Begleitete Fahren mit 17, die Optimierungen der theoretischen und praktischen Fahrerlaubnisprüfung und die Ausbildung im kompetenten Umgang mit Fahrerassistenzsystemen in der Fahrerlaubnisprüfung. Wir unterstützen die EU-Kommission bei den Plänen für eine europaweite Einführung.“
Einführung eines digitalen Führerscheins
„Erstrebenswert ist auch die schnelle Einführung eines EU-weit gültigen digitalen Führerschein. Die Bürger:innen sollen in ihrem täglichen Leben von den Vorteilen der europäischen Gemeinschaft profitieren. Eine digitale Lösung muss aber robust und im Blick auf Datenschutz und Datensicherheit belastbar sein. Als TÜV-Verband arbeiten wir mit unseren Mitgliedern bereits an einer Möglichkeit, nach bestandener Prüfung einen digitalen Nachweis der Fahrberechtigung zu erstellen. Diese könnte bereits im Vorgriff des EU-weiten digitalen Führerscheins zeitnah umgesetzt werden.“
„Essenziell bleibt, dass die Fahrerlaubnisprüfung nicht dem Wettbewerb preisgegeben wird, um das hohe Qualitätsniveau auch in Zukunft zu sichern. Die EU-Kommission geht hier mit. Für die Akzeptanz und das Vertrauen in die Prüfung bestätigt die EU-Kommission ebenfalls den Trennungsgrundsatz Ausbildung und Prüfung. Das heißt auch in Zukunft, wer ausbildet, prüft nicht und wer prüft, bildet nicht aus. Für den Erhalt und die weitere Verbesserung der Verkehrssicherheit sind dies wichtige Punkte.“
Fahrerlaubnisprüfung nicht am Wohnort
Der neue Vorschlag der Kommission ermöglicht es, die Fahrerlaubnisprüfung innerhalb der EU nicht im Land seines Wohnortes abzulegen, wenn die dortige Amtssprache nicht beherrscht wird. In Zukunft könnte der Führerschein von dem Mitgliedstaat ausgestellt werden, dessen Staatsangehörigkeit der Bewerber besitzt, wenn die Prüfung im Land des ordentlichen Wohnsitzes nicht in einer der Amtssprachen des Landes angeboten wird, dessen Staatsangehörigkeit der Prüfling besitzt. Marc-Philipp Waschke sagt dazu:
„Wir sehen die Pläne der EU-Kommission kritisch, die Fahrerlaubnisprüfung innerhalb der EU nicht im Land seines Wohnortes ablegen zu müssen. Nach Ansicht des TÜV-Verbands sollten Fahrerlaubnisbewerber die Praktische Prüfung grundsätzlich wohnortnah ablegen. Damit wird gewährleistet, dass die Bewerber:innen ihre Fahrkompetenzen insbesondere im Straßenverkehrsgeschehen ihres Lebensumfeldes unter Beachtung regionaler Besonderheiten in Infrastruktur und Verkehrsdichte nachweisen. Dort werden sie in aller Regel auch ausgebildet. Die neue Möglichkeit umgeht dieses Prinzip und kann das ohnehin hohe Fahranfängerrisiko steigern. Ein solches Verfahren wäre aus unserer Sicht nur bei gegenseitiger Anerkennung zwischen den betroffenen Mitgliedsstaaten durchführbar.“
Feedbackfahrten für ältere Fahrerlaubnisinhaber:innen
„Ältere Fahrzeugführer spielen als Unfallverursacher in der Unfallstatistik bisher nur eine untergeordnete Rolle. Daher ist die von der EU-Kommission vorgesehene generelle verpflichtende Überprüfung der Fahreignung im Alter – ohne Vorliegen konkreter Anhaltspunkte für Defizite zu Fahrkompetenz und Fahreignung – aus Sicht des TÜV-Verbandes nicht zwangsläufig erforderlich.“
„Um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten, müssen ältere Menschen für eine sichere Teilnahme am Verkehrsgeschehen intensiv in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit hinsichtlich Fahrkompetenz und Fahreignung aufgeklärt werden. Gleichwohl muss der Blick auf die Entwicklung der Unfallzahlen gerichtet bleiben, denn in den Unfallstatistiken ist das Unfallgeschehen für Fahrzeugführer ab dem 75. Lebensjahr auffällig. Wir begrüßen und empfehlen daher, dass die EU-Mitgliedsstaaten für Fahrerlaubnisinhaber ab 75 Jahre geeignete Maßnahmen ergreifen und rechtliche Rahmen schaffen, um regelmäßige Feedbackfahrten anbieten zu können. Im Rahmen dieser Feedbackfahrten würden Experten die Fahrkompetenz der Senioren feststellen und notwendige Potenziale zur Wiederherstellung der Fahrfähigkeiten zurückmelden – im Bedarfsfall würde auch eine Rückmeldung zur individuellen Fahreignung erfolgen.“
Über den TÜV-Verband: Der TÜV-Verband e.V. vertritt die politischen Interessen der TÜV-Prüforganisationen und fördert den fachlichen Austausch seiner Mitglieder. Er setzt sich für die technische und digitale Sicherheit sowie die Nachhaltigkeit von Produkten, Anlagen und Dienstleistungen ein. Grundlage dafür sind allgemeingültige Standards, unabhängige Prüfungen und qualifizierte Weiterbildung. Ziel ist es, das hohe Niveau der technischen Sicherheit zu wahren, Vertrauen in die digitale Welt zu schaffen und die allgemeine Lebensgrundlage zu erhalten. Dafür wird im regelmäßigen Austausch mit Politik, Behörden, Medien, Unternehmen und Verbraucher:innen geführt.